FÄHNLEIN

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Seit dem Stadtjubiläum „150 Jahre Stadt Pressath“ im Jahre 1995 ist dem Kulturkreis auch das „Pressather Fähnlein anno 1519“ angegliedert. Diese historische Bürgerwehr, die sich in Pressath vom späten 15. Jahrhundert bis in den 30jährigen Krieg belegen läßt, wird von einer rührigen Gruppe Geschichts- und Heimatbegeisterer Mitglieder möglichst historisch getreu nachgestellt.

Mit ihren farbenprächtigen Renaissancekostümen ist das Pressather Fähnlein inzwischen zu einem Aushängeschild für die Stadt Pressath und den Kulturkreis geworden.

Alle Jahre vertreten die Landsknechte und Marketenderinnen die Pressather Farben (schwarz-gelb) auf zahlreichen Feldlagern in der Region zwischen Wunsiedel und Langquaid, zwischen Waidhaus uns Sulzbach. Selbst in Rothenburg und Heidelberg sind wir gern gesehene Gäste und Mitstreiter bei historischen Veranstaltungen.

Wichtig ist uns der Kontakt und Austausch mit den zahlreichen Freunden. Besondere Beziehungen pflegen wir zum „Burgfähnlein“ in Parkstein, der Kemnather Stadtwache, den Hundlingen von Wunsiedel, dem dem „Fähnlein in der Weyden“ und natürlich zu unserem Patenverein, der „Historischen Schlosswache Amberg“.

Dass wir es auch verstehen in Pressath zu feiern hat das Pressather Fähnlein bei seiner Fahnenweihe und bei den großen Feldlagern 2005 und 2010 an der Kahrmühle eindrucksvoll bewiesen. Tausende Besucher drängten sich zwischen den Zelten der verschiedenen historischen Gruppen, den Verkaufsständen und dem großen Festzelt und waren begeistert vom farbenprächtigen historischen Angebot. Sein 20jähriges Bestehen feierte das Pressather Fähnlein im Juni 2015 an der Pressather „Kiesi-Beach“.

Weitere Informationen erhalten Sie auf der Homepage des Fähnleins. (hier klicken)

Homepage – Burgfähnlein Parkstein

Die Geschichte des Pressather Fähnlein

  • 1519 (diese Zeit wollen wir darstellen) war Pressath kurpfälzisch (seit 1329 mit dem „Hausvertrag von Pavia„), Hauptstadt Heidelberg. Es gehörte zur Oberen Pfalz auf dem Nordgau mit der Haupt-stadt Amberg und hier zum Landrichteramt Waldeck-Kemnath.
  • Ab 1621 (offiziell aber 1628) übernahm der bayer. Herzog Maximilian die Oberpfalz. Damit gehörten wir zu Kurbayern.
  • Zeitalter: Renaissance, nicht Mittelalter.
  • Im 30 jährigen Krieg wurde Pressath am 15.5.1633 von den Schweden völlig niedergebrannt. Dabei starben 54 Menschen. 1634 brach die Pest aus. Zwischen 1633-1635 starben 700 Pressather.
  • Stadt- oder Landfähnlein dienten nur Verteidigungszwecken und wurden von Kurfürst Maximilian 1621 aufgelöst. Danach nannte man das Bürgeraufgebot „Bürgerwehr„. Jedes Haus stellte einen Mann samt Ausrüstung. Jeder erschien in seinem Alltagsgewand. Es waren also noch keine Uniformen üblich.
  • Fähnleinsämter ab ca. 1530:
    Hauptmann, Leutnant oder Leutinger (Stellvertreter d. Hauptmanns), Fähnrich, Feldwaibel, Schreiber, Feldscher, Kaplan, Spielleut
  • Ämter des gemeinen Mannes:
    Führer, Waibel, Gemein Waibel, Furier
  • Erklärung einiger Regimentsämter:
    Schultheiß: Richter
    Profoß: oberster Träger der Polizeigewalt
    Hurenweibel: zuständig für die Ordung im Troß Nachrichter, Scharfrichter
    Züchtiger oder auch Freimann: vollstreckt Strafen an Leib und Leben
    Wachtmeister: zuständig für Zug und Wache
    Rumormeister: sorgte mit seinen Männern für Ruhe und Ordnung im Lager und auf dem Zug.
  • Die erste bisher gefundene Musterung (Staatsarchiv Amberg) stammt von 1480:
    „Obrist Hauptleuth Mertin Liechtentaler, Erhardt Pfreumder und Hanns Weiß im Markt daselbst. Summa der manschaft Im Marckht 179, zweu Raißwagen (= Kriegswagen)„
  • Folgende Orte stellten Männer für das Pressather Fähnlein:
    „Altendorff, Dolniz, Wolaw: ain wagen, 13 man, 8 pferd.„
    „Schwandt, Hemerleins (= Hammerles), Hacken, Glasern und Nyderndorff: ain Wagen, 24 manschafft.„
    „Eöchelpergkh(= Eichelberg) und Schwarzenbach: ain wagen, 20 mannschafft, 18 pferd.„
    „Buchelpergkh (= Pichlberg), Feilersdorff, Grub, Höfen, Rickaw (= Riggau): ain Wagen, 16 manschafft, 14 pferd.„
  • Musterung von 1519 (Staatsarchiv Amberg):
    160 Mann aus Pressath, 64 von den umliegenden Ortschaften (siehe Musterung v. 1480). Ausrüstung der Pressather (namentlich genannt):
    – 160 Hauben
    – 160 Kres sambt etlich hinterteyln (in der Musterung „ruck„ genannt)
    – 160 Goller
    – 73 Helmparten
    – 79 Hantpuchsen
    – der armbrust so noch zugelassen In bemelter herschauten marckht 7
    1 rayswagen samt seiner zugehor (die umliegenden Orte stellen 4 rayswagen)
    – Ebenfalls genannt werden: „pick, strich puchsen, messer, arm strich puchsen„ und bei den Männern die eine Hellebarde tragen „hentschuch„ (Handschuh, ob nun einen oder zwei und aus welchem Material ist nicht ersichtlich)Erklärung:Hauben = Helm
    Kres = Brustpanzer aus Leder oder Eisen, Krebs genannt
    Ruck = Rückenpanzer aus Leder oder Eisen
    Goller = Hals u. Schulterschutz
    Helmparte = Hellebarde
    Hantpuchsen = Handbüchse, GewehrBei der nächsten Musterung von 1523 (Personen namentlich genannt werden auch 36 „spiesser„ aufgeführt, die aber zusätzlich noch eine Hellebarde tragen. Bis 1600 liegen keine Musterungs-unterlagen vor.
  • Musterung von 1600-1601:
    (Personen werden namentlich genannt)„Hellenpartirer: Erste Roth: Joachim von der Grün, Fendrich
    Ander Roth: Allexander Faber, Veldwäbl
    Dritte Roth: Allexander Finckh, Fürer
    Vierte Roth: Hanns Kepler, Furirerinsgesamt 48 MannMußquartirer: Erste Roth: Adam Renng, Musterschreiber
    Ander Roth: Hanns Peier, gemeiner Wäbl
    Dritte Roth: Georg Peier, gemeiner Wäbl
    Vierte Roth: Petter Sarbej, Wachmeisterinsgesamt 46 MannSchützen: insgesamt 36 MannSpilleuth: Georg beier, Drummelschlag und Erhartt Kornman, Feltscherer„.Waffen:

    Katzbalger: Landsknechtsschwert, das um 1500 entstand. Klinge 500-550 mm lang, Spitze stumpf. Kennzeichen: gebogene Parierstange in „S„-Form. Es wird waagrecht
    am Gürtel getragen.
    Hellebarde: Gesamtlänge etwa 2,1 m, Blatt etwa 7 mm dick, Beil etwa 250 mm lang.
    >Handrohr: Das Schießpulver wurde im 7. Jahrhundert in China erfunden. In Europa entstanden die ersten Feuerwaffen in der. 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die gesamte Waffe bestand nur aus dem Lauf (aus Eisen oder Bronze). Es folgten Hinterlader, die nicht nur für den Feind, sondern auch für den Benutzer gefährlich werden konnten. Noch im 14. Jahrhun- dert kommt ein hölzener Schaft an das Handrohr. Im 15. Jahrhundert wurde das Luntenschloß er-funden. Um 1500 entstand das Radschloß, das keine brennende Lunte benötigte. Da es in der Her-stellung aber sehr teuer war, war beim Militär bis Ende des 17. Jahrhundert das Luntenschloß üblich.

    Bekleidung:

    Laut Sebastian Frank, Weltbild 1534: „Die Beyer seind gmeinlich in blaw gekleidet, sunderlich was auft dem land wont, tragen meer stiffel dan hosen (Strumpfhosen).„

    Schmeller: „Nach der Rüstungs Instruction von 1507 sollte von den ausgeschoßnen Bauern ein jeder einen Krebs, ein Schulterl, Armschin, Goller und Hirnhäubl haben.„

    Männer:

    Schuhe: Kuhmaul- oder Ochsenmaulschuhe, Bauern tragen Stiefel mit Umschlag (Stulpen), pantoffelähnliche Schuhe usw.

    Hosen: Bundhosen enden am Knie oder an den Knöcheln, sie können strumpfhosenähnlich sein oder enganliegend mit einem Steg. Zu einem richtigen Mann gehört an die Hose ein Schambeutel, auch Braguette genannt. Diese „Teile„ konnten enorme Ausmaße erreichen.